Bei strahlendem Wetter ein so grosses Konzert abzuhalten wie das der Lucerne Concert Band, ist ein Wagnis. Das KKL war aber trotz Sonnenschein voll, denn der Big-Band-Pop-Drama-Sound begeisterte.
Lucerne Concert Band, Galakonzert 2018 mit Sabrina Auer, Henrik Belden und Johnny Burn. Leitung: Gian Walker, Moderation: Damian Betschart Luzern, den 29.04.2018 Fotos: Priska Ketterer
Das Motto in diesem Jahr «100 Prozent Luzerner Power» zeigte die Vielfalt des Luzerner Musikschaffens mit speziell für diesen Abend arrangierten Melodien für Henrik Belden, Johnny Burn und Sabrina Auer. Den einen oder anderen Namen mag man schon gehört haben, je nach Altersgruppe mal mehr, mal weniger. Darum wurde jeder Künstler am Sonntag souverän von Moderator Damian Betschart (im Hipster-Look) vorgestellt und etwas aus der verbalen Reserve gelockt.
Bereits beim Intro des Orchesters wurde klar, welche unglaubliche Wucht die Instrumente der Band unter der Leitung von Gian Walker entwickeln können. Bei derart vielen Musikern hätte leicht die Gefahr entstehen können, dass der wuchtige Sound breiig zu werden droht. Dem war aber nicht so: Einerseits, weil «der Mann am imaginären Mischpult», Gian Walker, wirklich jedes Instrument im Griff hatte, andererseits wohl auch wegen der Akustik im KKL und natürlich auch, weil sich die Musiker der Lucerne Concert Band nicht als einsame Kämpfer mit Instrument sehen, sondern effektiv als «Band».
Ein bisschen Adele, ein wenig Gospel
Warum man allerdings ein derartiges Faible für die Schmonzetten von Phil Collins, Adele & Co. mit Inbrunst an den Tag legte, wurde nicht so ganz klar. Überhaupt war die Musikauswahl nicht stringent, ein roter Faden liess sich nicht ausmachen. Ein bisschen Adele, ein wenig Gospel, genügend Phil Collins, und sogar Dieter Bohlen sollten vielleicht das Publikumsschock-Potenzial möglichst gering halten. Erfreulich: die abgedroschenen Stücke waren aber alle klug und neu arrangiert, und so wurde denn auch Altbekanntes wieder spannend.
Hochkarätige Stargäste
Bei der Musik faszinierte vor allem der Wechsel zwischen lauten, schon fast brachialen Passagen und den leisen Tönen: Dazwischen immer wieder Soli, die dann den überkommerziellen Stücken etwas Feines und Einzigartiges verliehen. Nachdem Gian Walker und sein Orchester bereits in den ersten Sekunden klar machten, wie hoch das Niveau des Abends sein würde, kam dann der Auftritt von Sabrina Auer. Die Stadtluzernerin ist vor allem in unseren Nachbarländern als Musicalsängerin ein Star und seit Jahren in dieser Szene ein Garant für volle Häuser. Entsprechend speziell war für sie das Heimspiel im KKL: «Es sind so viele Freunde von mir hier, die mich teilweise noch nie haben live singen hören, daher ist das hier schon sehr speziell für mich», erklärte die Sängerin.
Besonders bei den leiseren Passagen konnte die Sängerin zeigen, wie breit der Range ihrer dunklen Stimme sein kann. Manchmal blitzten aber da und dort dann doch typische Musical-Intonationen durch, was aber durchaus passend war, und mit Leonard Cohens «Halleluja» schaffte sie es trotz etwas zu viel Druck in der Stimme, einige Zuschauer zu Tränen zu rühren.
Die Überraschung des Abends war aber die Comedy-Einlage von Johnny Burn. Stand-up-Comedy ist immer eine Gratwanderung, oft platt und belanglos, zuweilen peinlich.
Umso faszinierender war es, dass das Konzept der Veranstalter diesbezüglich vollends aufgegangen ist, von fremdschämen keine Spur. Johnny Burn bietet (O-Ton) «Comedy und Musik aus Südost-Malters» – und genau das hat er auch gemacht. Er selbst hat asiatische Wurzeln und damit eine Carte Blanche für «Racial Comedy». Konkret am Wochenende: Luzern und die Asiaten.
Was sich im Jahr 2018 aus politischer Korrektheit niemand mehr zu sagen traut, haut Burns als lockere Sprüche im Sekundentakt von der Bühne. «Asiaten gehen ja gerne in der Gruppe jeweils von A nach B. Also von Asien nach Bucherer», war noch einer der harmloseren Seitenhiebe. Dazwischen Gesangseinlagen, die nicht nervten, sondern teilweise sogar (ein bisschen) zum Nachdenken anregten.
Direkt nach der Pause dann ein weiteres Highlight des Konzerts: Henrik Belden, der «local hero» schlechthin. Der Singer-Songwriter überzeugte vor allem, wenn er sich unbewusst verletzlich gab – beispielsweise alleine mit der Gitarre, sachte und leise und ohne Pomp. Und wenn danach dann wieder die rund 60 Musiker der Lucerne Concert Band übernahmen, war sich jeder einig: Besser hätte der Abend kaum sein können.